MEIN HUND IST WIRKLICH WIDERLICH!
28.06.2016 11:09 von Iris Westhowe (Kommentare: 0)
“Guten Tag”, entgegne ich freundlich lächelnd, “Mein Hund ist doch angeleint”. Muffin unterstützt unsere friedliche Gesinnung mit Ganzkörperbegegnungsfreude Stufe III, also intensivem Gezappel.
“Ständig wird das Wild durch streunende Hunde aufgescheucht”, motzt der Waidmann weiter. “Da lobe ich mir Dänemark. Bumm. Erledigt!”
“Schauen Sie mal”, sage ich vermittelnd, “Das eine Ende der Leine habe ich in der Hand und das andere Ende habe ich vorsorglich an meinen Hund geknotet. Sie können deutlich erkennen, dass sie gar nicht dort hingehen kann, wo sie eigentlich will. Ist doch alles gut!”
“Auch noch diskutieren. Nichts als Ärger mit den Hundehaltern!”, krächzt der Jägersmann, lässt uns ratlos zurück und verschwindet schnaufend im Dickicht.
Einige Minuten später zeigt sich für uns dann ein deutlich erfreulicherer Anblick. Eine Mutter kommt mit ihrer kleinen Tochter auf uns zu. Mein Hund liebt kleine Kinder und reagiert sofort mit Ganzkörperbegegnungsfreude Stufe IV, also Duracell-Hase unter Starkstrom. Dem Kind scheint das zu gefallen, aber die Mutter wirft sich völlig verängstigt mit einem Hechtsprung schützend auf die Frucht ihrer Lenden, woraufhin das Kind zu weinen beginnt.
“Halten Sie doch Ihren Hund fest. Sie sehen doch, dass er meiner Tochter Angst macht!”, schreit die Amme hysterisch im Todeskampf. Die Tochter schreit jetzt auch.
“Ehrlich gesagt, machen Sie mir Angst”, stottere ich verwirrt!
Mein Hund hat inzwischen ihre Ohren gespitzt und schaut sich mit der gleichen Verwirrtheit seelenruhig das bizarre Spektakel an. Um die Situation zu entschärfen, gehen wir zügig weiter und erreichen unser Wohngebiet.
“Alte, wenn dein Köter hier einen Haufen macht, kannst Du das auch wegmachen”, blökt ein Grundstücksbesitzer über die Hecke.
Der ganze Sandstreifen vor seinem Grundstück wurde offensichtlich als Hundetoilette missbraucht. Kein schöner Anblick.
“Ich versteh’ deinen Unmut, aber mein Hund hat gar keinen Haufen gemacht”, gebe ich als überflüssige Rechtfertigung zurück.
“Ja ne, is klar. Deiner ist natürlich was ganz Besonderes. Der kackt Mon Chéri!”, echauffiert sich der Anwohner weiter.
Mitten in meine Fassungslosigkeit spaziert der erste Lichtblick des Tages. Eine Frau kommt mit ihrem angeleinten Rüden auf uns zu. Endlich mal eine Gleichgesinnte. Zu spät bemerke ich, dass die Frau – zwar bemüht aber ohnmächtig – von ihrem Hund zu uns gezerrt wird. Aus der Vorfreude, wird die Sorge über eine frontale Kollision. Mein Hund teilt diese Sorge und wird unruhig. Sehr unruhig. Beide Hunde brechen jetzt in ein wildes Getöse aus und die Situation spitzt sich zu.
Die Frau bleibt stehen und erläutert mir ausführlich die Hintergründe für das Verhalten ihres Rüden, der nach wie vor vehement versucht meinen Hund zu erreichen, um ihm den Garaus zu machen.
“Er ist sonst gar nicht so”, erklärt sie, “Irgendwie macht Ihr Hund ihn aggressiv”.
“Aha ja?”, stammle ich fragend.
“Vielleicht sollten Sie mal einen geeigneten Hundetrainer aufsuchen”, rät sie mir.
“Ja, da kannst Du der Töle auch gleich das Kacken abgewöhnen”, ergänzt der Grundstücksbesitzer ungefragt.
Ich würde mich gerne noch etwas intellektuell duellieren, aber beide Kontrahenten sind offensichtlich unbewaffnet. Verzweifelt und mit hängenden Köpfen schleichen wir nach Hause.
In Google-Maps markiere ich mal wieder die Punkte, die auf dem heutigen Spaziergang problematisch waren mit einem schwarzen Punkt. Mein Hund schaut mich dabei mit diesem merkwürdigen Blick an, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.
“Ja, schäm dich”, sage ich vorwurfsvoll zu ihr, “wenn Du dich weiterhin so unmöglich aufführst, dann wohnen wir laut Google-Maps bald in einem schwarzen Loch”…!
Autor Unbekannt